Robur B21 Restaurierung

Lange, lange hatte ich mich nach einem Roburbus für uns umgesehen. Diesmal sollte es eine solide Basis sein. Halbwegs gesundes Blech und auch technisch zumindest einigermaßen in Ordnung. Klar, ein Benzinmotor oder auch ein defekter Diesel wären jetzt nicht das Ausschlußkriterium gewesen. Die Reparatur oder gleich der Umbau auf einen Deutz- Diesel ist ja ein überschaubares Problem.

Bloß das Blech…das sollte doch wenigstens in Ordnung sein. Viel zu viel Zeit hatte ich bei anderen Projekten in der Werkstatt und viel zu wenig auf der Straße damit verbracht.

Das soll diesmal anders werden.

Im Laufe eines Jahres sah ich mir dann so einige angebotene Busse an und langsam wurde mir klar, daß es nahezu ausgeschlossen ist, einen Bus mit wirklich gutem Blech zu bekommen.

Entweder waren es katastrophale Spachtelbomber und/oder sie wiesen schlimme Rostschäden auf.

Die Schwachstellen sind fast immer die gleichen:  Unter dem großen, gewölbten Dach kondensiert die verdunstete Feuchtigkeit von 42 Modderschuhen und läuft von dort zwischen die überlappenden Bleche und in die ganzen Hohlräume der Fensterrahmen und Holme. Weil dort wenig bis gar nicht konserviert wurde ist die Wirkung dann dementsprechend verheerend. Der Gammel erfolgt von innen nach außen, so daß man lange nichts von der sich anbahnenden Katastrophe bemerkt. Wenn man dann plötzlich undichte Fenster bemerkt, den Gummi wegbiegt und den Fensterrahmen mit dem Daumen eindrücken kann ist die Karre bereits ein Fall für die Kernsanierung.

Untenrum sieht es dagegen mangels größerer Hohlräume überraschend gut aus. Kotflügel, Endspitzen usw. scheinen selten ein Thema zu sein.

Lediglich die Stellen, wo die glatten Seitenbleche überlappen und das Ganze mehr schlecht als recht von den Zierleisten abgedichtet wird blühen auch ganz gern mal.

Letztendlich war es immer das Gleiche: Einen Bus, der auf den Bildern ganz brauchbar aussieht und wo auch der Preis akzeptabel erscheint im Internet aufstöbern, 300km einfache Strecke Anfahrt und vor Ort mit langem Gesicht vor einem Wrack oder einem Spachtelbomber stehen.

Also was soll’s: Ich mußte mich also doch damit abfinden, daß es nicht ganz ohne Arbeit abläuft.

So ergab es sich, daß ich dann im Juli 2018 mit heruntergeschraubten Erwartungen nach Thüringen fuhr und mir das nächste Exemplar ansah.

Positiv fiel auf, daß der Bus zugelassen war und noch ein halbes Jahr „TÜV“ hatte. Das spart schonmal 1200,-€ Überführungskosten. Weiterhin waren alle 6 Reifen erst im Februar erneuert worden. Der „Wohnmobilausbau“-naja. Das fliegt sowieso raus und wird nach meinen Vorstellungen neu gebaut.

Wie erwartet war das Blech in eher schlechtem Zustand. Unter die Fenstergummis hatte man soviel Silikon druntergegloddert, daß diese stellenweise mehr als einen Zentimeter abstanden. Insofern klar, was darunter zu erwarten war.

Insgesamt wies die Karosse viele Spachtelstellen auf. Drückte man den Himmel im Bereich des oberen Längsträgers ein, knisterte der Rost – und das egal, auf welcher Stelle man das tat. Aber wie gesagt: Mit anstehenden Schweißarbeiten hatte ich mich schon abgefunden, dabei allerdings gehofft, daß diese überschaubar blieben.

Bei der Probefahrt zeigte sich, daß der Motor in absolutem Bestzustand war und wirklich tadellos lief. Schlechter sieht das Getriebe aus: Man mußte wirklich kräftig umrühren, um einen Gang zu finden. Die Bremse zog sehr schief, was ich allerdings auf Standschäden zurückführte. Erst sehr viel später sollte sich herausstellen, daß nur 2 Räder bremsen konnten, weil ein Bremskreis komplett leer war!

Also wurde zäh verhandelt und der Bus wechselte für einen angemessenen Betrag den Besitzer.

Bis alles in Sack und Tüten war wurde es 15 Uhr und wir machten uns von der thüringischen Kleinstadt auf die genau 350km weite Heimreise.

Nachdem ich mich anfangs noch sehr an das schwammige Fahrverhalten des Buses und die manchmal leicht verzweifelte Suche nach dem passenden Gang gewöhnt hatte fing es an, richtig Spaß zu machen.

Viele Leute winkten mir zu oder zeigten mir den „Daumen hoch“. Eher selten waren dies allerdings LKW-Fahrer, da die Fuhre jenseits der 75 km/h wirklich hinfernalischen Lärm verursachte und dementsprechend bewegt wurde. Das Radio hatte trotzdem kaum eine Chance gegen den Geräuschpegel.

Bis kurz vor Leipzig lief alles prima. Dann begann der Bus erst unmerklich, bald aber heftig nach rechts zu ziehen.

Auf dem (zum Glück) gleich erreichbaren Parkplatz stellte sich heraus, daß der Flansch der rechten Steckachse undicht war, woraufhin beide rechten Hinterräder mit Öl geduscht worden waren. Dies hatte wiederum zur Folge, daß beide Reifen auf der Felge wanderten und die Ventile aus den Schläuchen rissen. Super! Was jetzt?

Das an Bord vorhandene Werkzeug war alles andere als ausreichend. So blieb auch nicht die Möglichkeit, einfach das Linke Zwillingsrad auseinander zu schrauben und nur mit 2 Rädern auf der Hinterachse nach Hause zu fahren. Beim unbeladenen Bus hätte das kein Problem dargestellt.

Nach längerer Suche und Recherche fand sich ein mobiler Reifendienst, der nach 2 Stunden Wartezeit in brütender Hitze mit 2 passenden Schläuchen vorbei kam und die Sache recht flink behob. Dabei zeigte sich noch, daß man beim Reifenwechsel die steinharten, von Rostplacken total kaputt geriebenen uralten Felgenbänder drin gelassen hatte. Raffiniert… Ich lieh mir vom Reifendienst eine Schere und schnitt aus den alten Schläuchen wenigstens provisorische Felgenbänder.

Weiter ging es. Beim Tankstopp auf dem Rasthof Fläming sagte der Starter plötzlich nichts mehr. Zum Glück ließ sich das mit einigen herzhaften Schlägen auf den Magnetschalter schnell beheben.

Letztendlich fiel ich dann nach 2:30 Uhr völlig erledigt zu Hause ins Bett.

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