Röhrentechnik hat es mir schon immer angetan. Das Glühen der Heizungen, der Geruch nach heißem Staub und die besondere Robustheit der Technik hat einfach was. Auf 10 Volt mehr oder weniger kommt es auch nicht an – ein Bereich, wo ein Großteil der Halbleiter sich schon in Rauch auflöst. Genau das Richtige für mich.
So mußte ein defektes Röhrenradio aus DDR-Zeiten als Spender des Netztrafos herhalten. Da ich gänzlich auf Halbleiter verzichten wollte und die Anschlüsse des Trafos das her gaben erfolgt die Netzgleichrichtung per EZ80. Das hat auch den weiteren Vorteil, daß es alle Röhren schont, weil natürlich die Gleichrichterröhre nach dem Einschalten ebenfalls erst einmal warm werden muß und demzufolge die Spannung im System langsam auf den Maximalwert ansteigt.
Ich entschied mich für 2 Vorstufen mit jeweils einer ECC83, welche per Schalter anwählbar sind. Der erste Kanal ist „clean“ ausgelegt, der zweite so, daß er bei Zeiten zerrt.
Als Endstufenröhre dient eine EL84. Das reicht für eine Ausgangsleistung von 4 bis maximal 5 Watt, was völlig ausreicht um der gesamten Familie auf die Nerven zu fallen.
Nach einiger Planung und einigem Hin- und Herschieben der einzelnen Komponenten fertigte ich ein Chassis aus verzinktem Karosserieblech an und befestigte zunächst Netztrafo, Ausgangsübertrager, Lötleisten und Röhrensockel darauf.
Das anschließende Zusammenlöten und testen nahm viel Zeit in Anspruch, weil das ganze Konstrukt beim ersten Test immer nur sekundenweise lief und dann unhörbar leise wurde. Als Ursache stellte sich eine vergessene Masseverbindung heraus. Dann fing das Ding an, bei jeder Gelegenheit wie verrückt zu schwingen. Abhilfe schaffte hier die drastische Verkleinerung der Koppelkondensatoren. Hier und da waren dann noch kleinere Korrekturen fällig, bis das Ganze zu meiner Zufriedenheit lief.
Nun mußte ein Gehäuse her. Ich hatte noch einige Meter 20er Winkeleisen, woraus dann der Rahmen zusammengeschweißt wurde. Unten kamen uralte Porzellanisolatoren als Füße dran und die Oberseite sowie die Seiten wurden aus den Brettchen einer alten Obsthorte, welche ich nur leicht angeschliffen habe gebaut. Hinten ist ein Alugitter zur Wärmeabfuhr und als Berührungsschutz. In die Vorderseite setzte ich eine leicht angerauhte Glasscheibe aus einem Bilderrahmen ein.
Auf dem Oldiebasar in Neuruppin konnte ich vor 2 Jahren ein altes Graviergerät mit 2 Schriftsätzen ergattern, was mir sehr gute Dienste bei der Gestaltung der Frontplatte leistete.
Nun brauchte ich nur noch das alte Radiogehäuse komplett entkernen, lackieren und mit einer massiven Holzplatte als Front ausstatten. Dort hinein kam ein 30cm großer Philips- Lautsprecher aus den 60ern, der mir mal freundlicherweise geschenkt worden war. Das Ganze mit zeitgenössischem Lautsprecher- Bespannstoff neu bezogen – fertig!
Der Verstärker steht in meinem Arbeitszimmer als Übungsamp und ich habe sehr viel Saß damit.