Archiv des Autors: Ölfinger

Ein neues Leben für die Hochzeitstruhe

Das Familienerbstück hatte offenbar recht rauhe 164 Jahre hinter sich. Die Bemalung des Deckels war arg zerkratzt und wies zahlreiche Abdrücke von Flaschen und Dosen auf. Überall hatten sich die Holzwürmer gütlich getan. Besonders schienen ihnen die Füße gemundet zu haben, denn die waren nur noch traurige, pulvrige Reste. Nahezu alle Holzverbindungen waren lose oder, was noch schlimmer war, mit modernen Nägeln oder völlig untauglichem Bastelkleber geflickt worden, der dabei auch noch großzügig über die Bemalung geschmiert worden war. Große Risse durchzogen die breiteren Bretter und die Innenseite roch stark nach Mehl, was die Bemühungen der Mäuse erklärt, die sich einen Weg ins Innere verschafft hatten.

Zunächst mußten also die Holzwürmer in die Schranken gewiesen werden. Das erledigte ich mit zwei Stunden bei 80°C mit sorgfältig kontrollierter Luftfeuchtigkeit.

Als nächste Schritt wurden die Reste der Füße entfernt und dem Original entsprechend aus Fichte nachgebaut. Nach Entfernung der modernen Nägel wurde die Befestigung wieder originalgetreu mit Leim und Holznägeln vorgenommen.

Anschließend wurde der Deckel abgenommen und alle seitlichen Verbindungen sauber ausgerichtet und neu verleimt. Auch hier wurden diverse moderne Schrauben und Nägel entfernt. Jetzt war das Ganze schon deutlich formstabiler und steifer.

Der Deckel selbst war stark geschrumpft und hatte breit klaffende Schwundrisse. Die umlaufende Deckleiste war gebrochen und wurde irgendwann mal mit Stahlnägeln und Bastelkleber geflickt. Da es keinen sinnvollen Weg gab, die Spalte zu schließen, ohne die Originalsubstanz massiv zu beeinträchtigen, entschied ich mich, diese von der Innenseite her mit einer schmalen Leiste zu hinterleimen.

Nun wurden sorgfältig alle Klebereste abgeschabt und wieder zahlreiche Stahlnägel entfernt. Fehlende Holzteile schäftete ich an und stellte alle Verbindungen wieder mit Leim und Holznägeln her. Dann konnten die Scharniere wieder mit den originalen Schmiedenägeln angenagelt werden.

Darauf folgte das sehr langwierige und vorsichtige Beseitigen von zahllosen Farbspritzern auf der Oberfläche der Bemalung. Irgendjemand muß mal eine Wand geweißt und dabei der Truhe keine Aufmerksamkeit geschenkt haben. Stellenweise war die Farbe auch von halbherzigen Reinigungsversuchen verschmiert. Insgesamt kostete dieser Schritt bestimmt die Hälfte der aufgewendeten Arbeitszeit.

Zum Abschluß wurde die Bemalung noch an den neuen Holzteilen ergänzt und alles mit meiner „Spezialrezeptur“ aufgefrischt. Nun konnte das gute Stück wieder zu seiner Besitzerin zurück.

Robur IV: Es schleift (und spachtelt).

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Nachdem ich nun fast den gesamten Winter mit den Blecharbeiten verbracht hatte, war im zeitigen Frühjahr die letzte Schweißnaht gezogen und damit ein wichtiger Meilenstein geschafft.

Nun standen die Lackiervorbereitungen an.

Zunächst einmal mußten haufenweise alte Lackschichten heruntergeholt werden. Die Vorbesitzer haben offenbar fröhlich eine Schicht über die nächste geblasen, ohne sich Gedanken über solche Kleinigkeiten wie Verträglichkeit der Lacksorten oder Anschleifen bzw. wenigstens reinigen des Untergrundes zu machen.

Am Dach, wo ich wieder mit den Arbeiten anfing, war es besonders schlimm. Bei einer Dachseite handelte es sich um ein Reparaturblech, das völlig unvorbereitet lackiert worden war. Hier schälte sich der Lack stellenweise von ganz allein ab. Also einmal bis auf’s Metall runterschleifen.

An anderen Stellen sah es wieder so aus, als hätte einst die Sonne die erste Lackschicht zerstrahlt und das Blech wäre längere Zeit der Witterung ausgesetzt gewesen. Hier waren flächendeckend größere, überlackierte Roststellen vorhanden, die ich alle so gut es ging ausschliff und anschließend mit Rostumwandler bearbeitete.

Generell war die ganze Schleiferei eine Strafarbeit. Die oberste Lackschicht blätterte beim Schleifen irgendwann ab und die darunterliegenden waren aus einem ekelhaft zähen Material, das ständig die Schleifpads zu schmierte. Selten schaffte ich einen Quadratmeter am Tag.

Nachdem ich alle Schweißnähte mit Brantho Korrux 3in1 geflutet hatte konnte mit den Spachtelarbeiten begonnen werden. Das war für mich der arbeitsmoralische Tiefpunkt an dem ganzen Projekt, da mir das Spachteln nicht besonders liegt und nach jedem Zwischenschliff neue Dellen erscheinen, die wieder gespachtelt werden müssen. Dann schleife ich alles glatt um irgendwo eine neue Delle reinzuschleifen. Ein Profi braucht da drei Arbeitsgänge, bis es ordentlich aussieht. Ich bestimmt 10.

Ich verwendete einen zweikomponentigen Epoxidharzspachtel, der auch eine etwas längere offene Zeit von ca. 15min hat. Der erste Versuch erfolgte morgens um Neun und mein Gesicht wurde lang: Das Zeug war dermaßen steif und zäh, daß es sich nur mit äußerster Gewalt aufziehen und praktisch gar nicht glätten ließ. Erleichterung brachte dann die höher steigende Sonne: Als das Blech schön warm war, verarbeitete sich die Spachtelmasse wie Creme. Puh, ein Glück.

Wieder gingen endlose Stunden drauf und am Ende hatte ich einen glatten Wassereimer voll Schleifstaub im Staubsauger!

Dann kam der große Moment, wo ich die erste Lage Epoxy- Grundierfiller auftragen konnte. Plötzlich sah der Bus nicht mehr wie ein Flickenteppich aus und man sah den ersten deutlichen Erfolg. Sogar diverse Passanten, die die ganzen Monate lang den Trümmerhaufen von der Straße aus beobachtet hatten, sprachen mich darauf an. Insgesamt kamen drei Lagen Filler drauf, jeweils mit Zwischenschliffen in 240er und 800er Körnung.

Nachden penibel alles auf Macken und Poren überprüft worden war, hieß es nun:

Fertig zum Anmalen!

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Robur III: Pech mit dem Blech

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Was nun?

Mir war ja von vorn herein klar, daß Schweißarbeiten fällig sein würden, aber daß es dermaßen übel aussehen würde, war dann doch etwas ernüchternd. Tatsächlich dachte ich kurz daran, das Fahrzeug zu schlachten und mich nach einem neuen umzusehen. Am Ende siegte dann aber doch der Ehrgeiz (oder Trotz?) Also frisch an’s Werk:

Am Schlimmsten sah der Bus im gesamten oberen Bereich aus. Alle Bleche waren damals im Werk überlappend verschweißt worden, ohne die Zwischenräume zu konservieren. Da lag blankes Blech auf blankem Blech. Zwischen den spärlich verteilten Schweißpunkten zog der Kapillareffekt das Wasser in den Spalt, wo es in Ruhe seine Wirkung entfalten konnte. Das galt sowohl für das Regenwasser, als auch das reichlich vorhandene Kondenswassser, von dem die 21 Passagiere täglich genug mitgebracht hatten.

Der Rand des Hochdaches war einmal rundherum komplett weg. Mir blieb also nur noch, die Ränder glatt zu schneiden und die restlichen Schweißpunkte aufzumachen. Dann fertigte ich eine neue Kante aus galvanisch (schweißbar!) verzinktem 0,88er Karosserieblech, welche um eine Materialstärke abgesetzt unter die Dachhaut geschoben und verschweißt wurde. Den unteren Rand setzte ich, wie im Original, flach auf das Dach und verschweißte ihn im Lochpunktverfahren. Dabei setzte ich allerdings die Schweißpunkte in 15mm Abstand, wo es im Original locker 50mm waren. Das brachte nicht nur Stabilität, sondern reduzierte spürbar das Dröhnen, wenn man mit der Faust auf’s Dach schlug.

Besonders schlimm hatte es auch die Dachlängsträger und die Fensterrahmen erwischt. Die Träger sind rechteckige Kästen, welche aus zwei Hälften zusammengeschweißt wurden. Außen liegt die Dachhaut flach auf, wobei die Kante dann von der Dachrinne verdeckt wird. Auch hier hatte die Kapillarwirkung ganze Arbeit geleistet. Auf der rechten Seite blieb nichts weiter übrig, als das Dach zu öffnen und den Träger und fast alle Fensterecken vollständig nachzubauen. Gleiches galt auch für den Heckscheibenrahmen: Die Scheibe muß schon fast von allein herausgefallen sein. Also einmal Totalsanierung mit weitgehendem Neubau.

Im Bereich der Frontscheiben mußte ich den kompletten Übergang zum Dach und große Teile der Dachwölbung anfertigen. Ebenso wurde der Mittelsteg der geteilten Scheiben komplett neu angefertigt. Unten um den Rahmen herum waren nur ein paar kleinere Löcher, die ich zuschweißen konnte.

Überraschend gut sah der Rest des Busses aus. An ein paar Stellen, wo das Karosserieblech mehrlagig übereinander liegt, gab es Durchrostungen, die aber, da glattes Blech, relativ einfach instand zu setzen waren.

Die hinteren Endspitzen der vorderen Radläufe waren von innen nach außen durchgerostet, weil sich genau dahinter ein tragendes Profil befindet, welches Unmengen Straßendreck einfängt und ein hervorragendes Gammelbiotop bildet. Deshalb dengelte ich die Teile neu und werde in Zukunft ein Auge darauf haben, daß diese Stelle regelmäßig gereinigt wird.

Ziemlich durch war auch der Einstieg Im Bereich der Passagiertür. Genau unter der Treppe befinden sich die beiden Starterbatterien, welche dort genug Säure verteilt hatten, um fast herauszufallen und sogar Teile des sich ersten Staukastens anzunagen. Deshalb wurde auch hier großzügig der Winkelschleifer angesetzt und alles einmal komplett neu gemacht.

Nachdem ich noch diverse kleinere Klappen, Deckel und Halter gebaut hatte, war das Thema Blech nach einem guten halben Jahr endlich geschafft. Insgesamt habe ich ca. 4,5m² Karosserieblech verarbeitet. Zählt das schon als Neubau?

Als nächstes waren nun die Vorbereitungen zum Anmalen zu treffen…

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Ein Eßtisch für den Garten

Der Auftrag war, einen Gartentisch für 6 Personen zu gestalten, der möglichst robust sein muß und das ganze Jahr über im Freien verbleiben kann.

Die Materialwahl fiel auf Stahl in Rostoptik, wobei das Design aber „weich“ sein und nicht den aktuell verbreiteten kubistischen Formen folgen sollte. Aus diesem Grunde habe ich eine bereits vorgerostete Blechtafel in 2,5mm Stärke manuell in einem Radius von ca. einem Zentimeter umgekantet und anschließend mit dem Hammer so geformt, daß sie ähnlich einer Tischdecke fließt.

Obwohl die Platte dadurch bereits in sich ausreichend steif war, um darauf stehen zu können, schweißte ich an die Unterseite einen Rahmen aus 30er Winkeleisen. So besteht die Option, später noch ein Staufach oder Schubladenkästen daran zu montieren.

Die Tischbeine habe ich mit dem Plasmaschneider entlang einer vorher angefertigten Schablone ausgeschnitten und rechtwinklig abgekantet. Unten kamen noch dreieckige Plättchen als Aufstandsflächen dran. Das Ergebnis ist sehr steif und standfest.

Nachdem alle Kanten entgratet und verrundet waren habe ich noch ein Blumen- und Sternendekor in die Tischfläche eingeschliffen und teilweise galvanisch mit Kupfer beschichtet. Als Versiegelung kamen darüber noch mehrere Lagen kratzfesten Klarlackes. Das hält!

Robur II: Die Spur des Sandsturms

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Der nächste Schritt war nun, den Bus gründlich zu entkernen. Als erstes kam der Himmel raus. Ich hatte gehofft, ihn retten zu können, aber er war dermaßen spröde, daß er mir an manchen Stellen unter den Händen zerbröselte. Das ging so weit, daß er nicht einmal als Schnittmuster für einen neuen taugte und daher komplett in die Tonne wanderte. Die wohl zum Entdröhnen unter das Dach geklebte Filzmatte lag lose und feucht auf dem Himmel und hatte in der Vergangenheit auch einer Mäusefamilie als Wohnstätte gedient. Dementsprechend rieselten mir bei der Arbeit die Köttel ins Genick. Lecker!

Vergessen konnte ich auch die Wohnausstattung. Sie war recht simpel gemacht und sagte mir sowieso nicht zu. Die Kiefernholz- Tischplatte hatte durch eine undichte Scheibe ordentlich Wasser abbekommen und war auf der Unterseite von einem großen Pilzmyzel durchzogen. Ein Fall für den Ofen. Selbst der eigentlich recht gute Gasherd flog raus, da alle Nicht-Edelstahlteile stark verrostet waren.

Alle Scheibengummis waren steinhart und wurden offenbar unter Zugspannung eingesetzt. Daher wölbten sie sich an den Ecken teils mehrere Zentimeter von der Karosse weg und waren von einem offenbar recht verzweifelten Vorbesitzer reichlich mit Sikaflex hinterspritzt worden. Also Schnelldemontage per Cutter.

Schon beim Entkernen zeigten sich große, einfach zugespachtelte Löcher, die natürlich nur sehr kurze Zeit wasserdicht gewesen waren und der braunen Pest ordentlich Nahrung lieferten. Der ganze Bus stank furchtbar muffig, nachdem alles freigelegt war.

Ursprünglich wollte ich alles per Hand mit Zopfbürste und CSD-Scheibe entrosten. Da aber genau die verwinkelten Ecken und scharfen Kanten am Schlimmsten aussahen, entschied ich mich, einen mobilen Sandstrahler zu beauftragen.

So kam es dann, daß fast eine ganze Palette Strahlsand durch den Bus zog. Ich hatte völlig unterschätzt, mit welcher Wucht ein professionelles Strahlgerät den Sand durch den Bus pfeffert. Meine sorgfältig angebrachten Abklebungen an der Elektrik, am Lenkrad, diversen Hohlräumen usw. hatten der Gewalt praktisch gar nichts entgegenzusetzen, so daß es zu erheblichen Kollateralschäden kam. Tagelang entfernte ich mit dem Staubsauger und diversen Hilfskonstruktionen wirklich von überall das Strahlgut und bestimmt ein Kilogramm davon wird wohl für immer mit dem Bus spazieren fahren. Einige Kabel waren zerschossen und alle Schalter sowie die meisten Relais Schrott. Auch das schöne, fast neue Lenkrad hat Spuren davon getragen.

Aber das alles war nichts im Vergleich zu dem, was von der Karosserie übrig geblieben war…

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Polierbock frisieren

Nachdem ja nicht nur am Bus reichlich Aluteile anfallen, die poliert werden wollen, sondern auch das eine oder andere Teil, das ich für Kunden anfertige, auf Hochglanz gebracht werden müssen, mußte eine ordentliche Poliermaschine her.

Im Lager hatte ich noch einen massiven Doppelschleifbock aus den 40ern herumzustehen, für den ich gleich mal passende 300er Polierscheiben in verschiedener Härte orderte. Der erste Test war recht ernüchternd. Das Ding hatte überhaupt keine Kraft! Also Motor duchmessen, Verkabelung prüfen: Alles in Ordnung. Hm. Mal aufschrauben. Im Inneren zeigte sich eine recht zierliche Wicklung und ein ebenso zierlicher Kurzschlussläufer. Also war der Motor tatsächlich von Hause aus so mickrig dimensioniert.

Was nun? So konnte das nicht bleiben. Selbst beim Polieren von Kleinteilen brachte man den Schleifbock spielend zum Stehen. Anderseits gefiel mir die massive Bauweise mit dem schweren Graugußfuß.

Also wurde der Motor entkernt und die Motorwelle mit einer Keilriemenscheibe versehen. Bei der Gelegenheit kamen auch gleich gekapselte Kugellager rein und die schönen, alten Staufferbuchsen wurden eingelagert. Passend zur Keilriemenscheibe bekam das Motorgehäuse ein Fenster. In den Graugußfuß habe ich mit dem Plasmaschneider eine große Öffnung zur Montage eines ordentlichem Motors geschnitten und auf der gegenüberliegenden Seite einen langen Schlitz für den Keilriemen angebracht.

Unten in den Fuß kam nun ein 2,2kW-Drehstrommotor, der auf vier 16er Gewindestäben steht, so daß man ihn damit ausrichten und den Keilriemen spannen kann.

Nachdem erste Tests vielversprechend verliefen wurde noch ein Keilriemenschutz aus Blech gekantet und das Ganze mit Hammerschlagfarbe lackiert. (Ich weiß, das „Grün“ ist nicht besonders schön, aber es war gerade zur Hand 😉 )

Inzwischen habe ich schon einige Stunden mit dem Gerät gearbeitet und bin sehr zufrieden. Die Leistung ist mehr als ausreichend und der Arbeitsgeschwindigkeit setzt nur noch die Temperatur des Werkstückes Grenzen.

KunstOffen 2019

Nachdem es schon 2017 und 2018 sehr viel Spaß gemacht hat bin ich auch dieses Jahr wieder dabei:

Zu Pfingsten, also vom 8. bis 10. Juni sind wieder alle eingeladen, vorbeizuschauen und alle Instrumente sowie mehrere Verstärker auszuprobieren.

Wie immer freue ich mich auf viele interessante Gespräche!

Ich mache die Werkstatt wieder an allen drei Tagen von 10 bis 18 Uhr auf.

Ich löte mir einen

Röhrentechnik hat es mir schon immer angetan. Das Glühen der Heizungen, der Geruch nach heißem Staub und die besondere Robustheit der Technik hat einfach was. Auf 10 Volt mehr oder weniger kommt es auch nicht an – ein Bereich, wo ein Großteil der Halbleiter sich schon in Rauch auflöst. Genau das Richtige für mich.

 

So mußte ein defektes Röhrenradio aus DDR-Zeiten als Spender des Netztrafos herhalten. Da ich gänzlich auf Halbleiter verzichten wollte und die Anschlüsse des Trafos das her gaben erfolgt die Netzgleichrichtung per EZ80. Das hat auch den weiteren Vorteil, daß es alle Röhren schont, weil natürlich die Gleichrichterröhre nach dem Einschalten ebenfalls erst einmal warm werden muß und demzufolge die Spannung im System langsam auf den Maximalwert ansteigt.

Ich entschied mich für 2 Vorstufen mit jeweils einer ECC83, welche per Schalter anwählbar sind. Der erste Kanal ist „clean“ ausgelegt, der zweite so, daß er bei Zeiten zerrt.

Als Endstufenröhre dient eine EL84. Das reicht für eine Ausgangsleistung von 4 bis maximal 5 Watt, was völlig ausreicht um der gesamten Familie auf die Nerven zu fallen.

Nach einiger Planung und einigem Hin- und Herschieben der einzelnen Komponenten fertigte ich ein Chassis aus verzinktem Karosserieblech an und befestigte zunächst Netztrafo, Ausgangsübertrager, Lötleisten und Röhrensockel darauf.

Das anschließende Zusammenlöten und testen nahm viel Zeit in Anspruch, weil das ganze Konstrukt beim ersten Test immer nur sekundenweise lief und dann unhörbar leise wurde. Als Ursache stellte sich eine vergessene Masseverbindung heraus. Dann fing das Ding an, bei jeder Gelegenheit wie verrückt zu schwingen. Abhilfe schaffte hier die drastische Verkleinerung der Koppelkondensatoren. Hier und da waren dann noch kleinere Korrekturen fällig, bis das Ganze zu meiner Zufriedenheit lief.

Nun mußte ein Gehäuse her. Ich hatte noch einige Meter 20er Winkeleisen, woraus dann der Rahmen zusammengeschweißt wurde. Unten kamen uralte Porzellanisolatoren als Füße dran und die Oberseite sowie die Seiten wurden aus den Brettchen einer alten Obsthorte, welche ich nur leicht angeschliffen habe gebaut. Hinten ist ein Alugitter zur Wärmeabfuhr und als Berührungsschutz. In die Vorderseite setzte ich eine leicht angerauhte Glasscheibe aus einem Bilderrahmen ein.

Auf dem Oldiebasar in Neuruppin konnte ich vor 2 Jahren ein altes Graviergerät mit 2 Schriftsätzen ergattern, was mir sehr gute Dienste bei der Gestaltung der Frontplatte leistete.

Nun brauchte ich nur noch das alte Radiogehäuse komplett entkernen, lackieren und mit einer massiven Holzplatte als Front ausstatten. Dort hinein kam ein 30cm großer Philips- Lautsprecher aus den 60ern, der mir mal freundlicherweise geschenkt worden war. Das Ganze mit zeitgenössischem Lautsprecher- Bespannstoff neu bezogen – fertig!

Der Verstärker steht in meinem Arbeitszimmer als Übungsamp und ich habe sehr viel Saß damit.

Besuch vom NDR *Update*

Es war ein spannender Tag: Friederike Witthuhn war mit ihrem Team vom NDR- Fernsehen zu Besuch, hat mir einen guten halben Tag lang zugeschaut und Fragen zu meinen Instrumentenbasteleien gestellt.

Das Ganze wird als Beitrag im NDR- Nordmagazin zu sehen sein. Der Sendetermin steht noch nicht fest, wird aber auf jeden Fall von mir hier noch rechtzeitig bekanntgegeben.

UPDATE: Gesendet wird am Montag, den 11.02. im Nordmagazin zwischen 19:30 und 20:00 Uhr.