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Robur II: Die Spur des Sandsturms

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Der nächste Schritt war nun, den Bus gründlich zu entkernen. Als erstes kam der Himmel raus. Ich hatte gehofft, ihn retten zu können, aber er war dermaßen spröde, daß er mir an manchen Stellen unter den Händen zerbröselte. Das ging so weit, daß er nicht einmal als Schnittmuster für einen neuen taugte und daher komplett in die Tonne wanderte. Die wohl zum Entdröhnen unter das Dach geklebte Filzmatte lag lose und feucht auf dem Himmel und hatte in der Vergangenheit auch einer Mäusefamilie als Wohnstätte gedient. Dementsprechend rieselten mir bei der Arbeit die Köttel ins Genick. Lecker!

Vergessen konnte ich auch die Wohnausstattung. Sie war recht simpel gemacht und sagte mir sowieso nicht zu. Die Kiefernholz- Tischplatte hatte durch eine undichte Scheibe ordentlich Wasser abbekommen und war auf der Unterseite von einem großen Pilzmyzel durchzogen. Ein Fall für den Ofen. Selbst der eigentlich recht gute Gasherd flog raus, da alle Nicht-Edelstahlteile stark verrostet waren.

Alle Scheibengummis waren steinhart und wurden offenbar unter Zugspannung eingesetzt. Daher wölbten sie sich an den Ecken teils mehrere Zentimeter von der Karosse weg und waren von einem offenbar recht verzweifelten Vorbesitzer reichlich mit Sikaflex hinterspritzt worden. Also Schnelldemontage per Cutter.

Schon beim Entkernen zeigten sich große, einfach zugespachtelte Löcher, die natürlich nur sehr kurze Zeit wasserdicht gewesen waren und der braunen Pest ordentlich Nahrung lieferten. Der ganze Bus stank furchtbar muffig, nachdem alles freigelegt war.

Ursprünglich wollte ich alles per Hand mit Zopfbürste und CSD-Scheibe entrosten. Da aber genau die verwinkelten Ecken und scharfen Kanten am Schlimmsten aussahen, entschied ich mich, einen mobilen Sandstrahler zu beauftragen.

So kam es dann, daß fast eine ganze Palette Strahlsand durch den Bus zog. Ich hatte völlig unterschätzt, mit welcher Wucht ein professionelles Strahlgerät den Sand durch den Bus pfeffert. Meine sorgfältig angebrachten Abklebungen an der Elektrik, am Lenkrad, diversen Hohlräumen usw. hatten der Gewalt praktisch gar nichts entgegenzusetzen, so daß es zu erheblichen Kollateralschäden kam. Tagelang entfernte ich mit dem Staubsauger und diversen Hilfskonstruktionen wirklich von überall das Strahlgut und bestimmt ein Kilogramm davon wird wohl für immer mit dem Bus spazieren fahren. Einige Kabel waren zerschossen und alle Schalter sowie die meisten Relais Schrott. Auch das schöne, fast neue Lenkrad hat Spuren davon getragen.

Aber das alles war nichts im Vergleich zu dem, was von der Karosserie übrig geblieben war…

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Polierbock frisieren

Nachdem ja nicht nur am Bus reichlich Aluteile anfallen, die poliert werden wollen, sondern auch das eine oder andere Teil, das ich für Kunden anfertige, auf Hochglanz gebracht werden müssen, mußte eine ordentliche Poliermaschine her.

Im Lager hatte ich noch einen massiven Doppelschleifbock aus den 40ern herumzustehen, für den ich gleich mal passende 300er Polierscheiben in verschiedener Härte orderte. Der erste Test war recht ernüchternd. Das Ding hatte überhaupt keine Kraft! Also Motor duchmessen, Verkabelung prüfen: Alles in Ordnung. Hm. Mal aufschrauben. Im Inneren zeigte sich eine recht zierliche Wicklung und ein ebenso zierlicher Kurzschlussläufer. Also war der Motor tatsächlich von Hause aus so mickrig dimensioniert.

Was nun? So konnte das nicht bleiben. Selbst beim Polieren von Kleinteilen brachte man den Schleifbock spielend zum Stehen. Anderseits gefiel mir die massive Bauweise mit dem schweren Graugußfuß.

Also wurde der Motor entkernt und die Motorwelle mit einer Keilriemenscheibe versehen. Bei der Gelegenheit kamen auch gleich gekapselte Kugellager rein und die schönen, alten Staufferbuchsen wurden eingelagert. Passend zur Keilriemenscheibe bekam das Motorgehäuse ein Fenster. In den Graugußfuß habe ich mit dem Plasmaschneider eine große Öffnung zur Montage eines ordentlichem Motors geschnitten und auf der gegenüberliegenden Seite einen langen Schlitz für den Keilriemen angebracht.

Unten in den Fuß kam nun ein 2,2kW-Drehstrommotor, der auf vier 16er Gewindestäben steht, so daß man ihn damit ausrichten und den Keilriemen spannen kann.

Nachdem erste Tests vielversprechend verliefen wurde noch ein Keilriemenschutz aus Blech gekantet und das Ganze mit Hammerschlagfarbe lackiert. (Ich weiß, das „Grün“ ist nicht besonders schön, aber es war gerade zur Hand 😉 )

Inzwischen habe ich schon einige Stunden mit dem Gerät gearbeitet und bin sehr zufrieden. Die Leistung ist mehr als ausreichend und der Arbeitsgeschwindigkeit setzt nur noch die Temperatur des Werkstückes Grenzen.