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Robur IV: Es schleift (und spachtelt).

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Nachdem ich nun fast den gesamten Winter mit den Blecharbeiten verbracht hatte, war im zeitigen Frühjahr die letzte Schweißnaht gezogen und damit ein wichtiger Meilenstein geschafft.

Nun standen die Lackiervorbereitungen an.

Zunächst einmal mußten haufenweise alte Lackschichten heruntergeholt werden. Die Vorbesitzer haben offenbar fröhlich eine Schicht über die nächste geblasen, ohne sich Gedanken über solche Kleinigkeiten wie Verträglichkeit der Lacksorten oder Anschleifen bzw. wenigstens reinigen des Untergrundes zu machen.

Am Dach, wo ich wieder mit den Arbeiten anfing, war es besonders schlimm. Bei einer Dachseite handelte es sich um ein Reparaturblech, das völlig unvorbereitet lackiert worden war. Hier schälte sich der Lack stellenweise von ganz allein ab. Also einmal bis auf’s Metall runterschleifen.

An anderen Stellen sah es wieder so aus, als hätte einst die Sonne die erste Lackschicht zerstrahlt und das Blech wäre längere Zeit der Witterung ausgesetzt gewesen. Hier waren flächendeckend größere, überlackierte Roststellen vorhanden, die ich alle so gut es ging ausschliff und anschließend mit Rostumwandler bearbeitete.

Generell war die ganze Schleiferei eine Strafarbeit. Die oberste Lackschicht blätterte beim Schleifen irgendwann ab und die darunterliegenden waren aus einem ekelhaft zähen Material, das ständig die Schleifpads zu schmierte. Selten schaffte ich einen Quadratmeter am Tag.

Nachdem ich alle Schweißnähte mit Brantho Korrux 3in1 geflutet hatte konnte mit den Spachtelarbeiten begonnen werden. Das war für mich der arbeitsmoralische Tiefpunkt an dem ganzen Projekt, da mir das Spachteln nicht besonders liegt und nach jedem Zwischenschliff neue Dellen erscheinen, die wieder gespachtelt werden müssen. Dann schleife ich alles glatt um irgendwo eine neue Delle reinzuschleifen. Ein Profi braucht da drei Arbeitsgänge, bis es ordentlich aussieht. Ich bestimmt 10.

Ich verwendete einen zweikomponentigen Epoxidharzspachtel, der auch eine etwas längere offene Zeit von ca. 15min hat. Der erste Versuch erfolgte morgens um Neun und mein Gesicht wurde lang: Das Zeug war dermaßen steif und zäh, daß es sich nur mit äußerster Gewalt aufziehen und praktisch gar nicht glätten ließ. Erleichterung brachte dann die höher steigende Sonne: Als das Blech schön warm war, verarbeitete sich die Spachtelmasse wie Creme. Puh, ein Glück.

Wieder gingen endlose Stunden drauf und am Ende hatte ich einen glatten Wassereimer voll Schleifstaub im Staubsauger!

Dann kam der große Moment, wo ich die erste Lage Epoxy- Grundierfiller auftragen konnte. Plötzlich sah der Bus nicht mehr wie ein Flickenteppich aus und man sah den ersten deutlichen Erfolg. Sogar diverse Passanten, die die ganzen Monate lang den Trümmerhaufen von der Straße aus beobachtet hatten, sprachen mich darauf an. Insgesamt kamen drei Lagen Filler drauf, jeweils mit Zwischenschliffen in 240er und 800er Körnung.

Nachden penibel alles auf Macken und Poren überprüft worden war, hieß es nun:

Fertig zum Anmalen!

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Robur III: Pech mit dem Blech

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Was nun?

Mir war ja von vorn herein klar, daß Schweißarbeiten fällig sein würden, aber daß es dermaßen übel aussehen würde, war dann doch etwas ernüchternd. Tatsächlich dachte ich kurz daran, das Fahrzeug zu schlachten und mich nach einem neuen umzusehen. Am Ende siegte dann aber doch der Ehrgeiz (oder Trotz?) Also frisch an’s Werk:

Am Schlimmsten sah der Bus im gesamten oberen Bereich aus. Alle Bleche waren damals im Werk überlappend verschweißt worden, ohne die Zwischenräume zu konservieren. Da lag blankes Blech auf blankem Blech. Zwischen den spärlich verteilten Schweißpunkten zog der Kapillareffekt das Wasser in den Spalt, wo es in Ruhe seine Wirkung entfalten konnte. Das galt sowohl für das Regenwasser, als auch das reichlich vorhandene Kondenswassser, von dem die 21 Passagiere täglich genug mitgebracht hatten.

Der Rand des Hochdaches war einmal rundherum komplett weg. Mir blieb also nur noch, die Ränder glatt zu schneiden und die restlichen Schweißpunkte aufzumachen. Dann fertigte ich eine neue Kante aus galvanisch (schweißbar!) verzinktem 0,88er Karosserieblech, welche um eine Materialstärke abgesetzt unter die Dachhaut geschoben und verschweißt wurde. Den unteren Rand setzte ich, wie im Original, flach auf das Dach und verschweißte ihn im Lochpunktverfahren. Dabei setzte ich allerdings die Schweißpunkte in 15mm Abstand, wo es im Original locker 50mm waren. Das brachte nicht nur Stabilität, sondern reduzierte spürbar das Dröhnen, wenn man mit der Faust auf’s Dach schlug.

Besonders schlimm hatte es auch die Dachlängsträger und die Fensterrahmen erwischt. Die Träger sind rechteckige Kästen, welche aus zwei Hälften zusammengeschweißt wurden. Außen liegt die Dachhaut flach auf, wobei die Kante dann von der Dachrinne verdeckt wird. Auch hier hatte die Kapillarwirkung ganze Arbeit geleistet. Auf der rechten Seite blieb nichts weiter übrig, als das Dach zu öffnen und den Träger und fast alle Fensterecken vollständig nachzubauen. Gleiches galt auch für den Heckscheibenrahmen: Die Scheibe muß schon fast von allein herausgefallen sein. Also einmal Totalsanierung mit weitgehendem Neubau.

Im Bereich der Frontscheiben mußte ich den kompletten Übergang zum Dach und große Teile der Dachwölbung anfertigen. Ebenso wurde der Mittelsteg der geteilten Scheiben komplett neu angefertigt. Unten um den Rahmen herum waren nur ein paar kleinere Löcher, die ich zuschweißen konnte.

Überraschend gut sah der Rest des Busses aus. An ein paar Stellen, wo das Karosserieblech mehrlagig übereinander liegt, gab es Durchrostungen, die aber, da glattes Blech, relativ einfach instand zu setzen waren.

Die hinteren Endspitzen der vorderen Radläufe waren von innen nach außen durchgerostet, weil sich genau dahinter ein tragendes Profil befindet, welches Unmengen Straßendreck einfängt und ein hervorragendes Gammelbiotop bildet. Deshalb dengelte ich die Teile neu und werde in Zukunft ein Auge darauf haben, daß diese Stelle regelmäßig gereinigt wird.

Ziemlich durch war auch der Einstieg Im Bereich der Passagiertür. Genau unter der Treppe befinden sich die beiden Starterbatterien, welche dort genug Säure verteilt hatten, um fast herauszufallen und sogar Teile des sich ersten Staukastens anzunagen. Deshalb wurde auch hier großzügig der Winkelschleifer angesetzt und alles einmal komplett neu gemacht.

Nachdem ich noch diverse kleinere Klappen, Deckel und Halter gebaut hatte, war das Thema Blech nach einem guten halben Jahr endlich geschafft. Insgesamt habe ich ca. 4,5m² Karosserieblech verarbeitet. Zählt das schon als Neubau?

Als nächstes waren nun die Vorbereitungen zum Anmalen zu treffen…

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