Nicht, daß ich jetzt beim Schrauben am Xenon das Lebensgefühl depressiver Baumwollpflücker entdeckt hätte – vielmehr ist es so, daß ich inspiriert von diversen Cigarboxmusikern auf Youtube auch den Wunsch verspürte, einen eigenen Dreisaiter zu spielen.
Sowas baut man natürlich selbst und deshalb war zunächst ein intensiver Tauchgang in meinem Messyregal auf dem Dachboden angesagt. Von dort förderte ich einen 5l- Kanister (original feldgrau) aus Wehrmachtsbeständen, einen Türrahmen aus Mahagoni, etwas Bongossiverschnitt vom Bootssteg, eine Kirschenholzbohle, 3mm Messingblech und einen Messing- Möbelknopf zutage.
Das sollte erstmal reichen. Geplant war, zwei Tonabnehmer, die einzeln und parallel schaltbar sind zu verwenden. Also orderte ich zwei traditionelle „Lipstick“ Singlecoils, eine Rolle Bunddraht sowie einen Poti und einen 3-fach- Schalter im Internet. 3 einfache Mechaniken fanden sich noch bei der Nachsuche im Regal.
Als erstes wurden aus dem Mahagoni- und Kirschenholz 8mm dicke Leisten gehobelt und unter Beachtung der Maserung abwechselnd verleimt. Dann habe ich die Kopfplatte auf Gehrung abgeschnitten, alle Schnittflächen begradigt und sie um 180° verdreht wieder angeleimt.
Zwischenzeitlich fertigte ich die Ausschnitte am Kanister und die Messingteile an und verlötete beides.
Nach Fertigstellung der Kopfplatte mit allen Details und dem Anpassen der Mechaniken war das Griffbrett dran. Das Bongossiholz ist dermaßen hart, daß man es praktisch nur mit Werkzeugen für die Metallbearbeitung verarbeiten kann. Entsprechend war das Ausrechnen der Bundabstände schnell gemacht, aber das Bundieren erwies sich als echte Strafarbeit. Zum Markieren des Griffbrettes habe ich übrigens einfach kleine Scheiben aus Messingschrauben gedreht und ins Holz eingelassen.
Nun konnte der Kanister schonmal grob verdrahtet und der Hals eingepaßt werden. Die Mensur wählte ich mit 600 mm relativ kurz, um einen helleren Klang zu erzielen. Ich ermittelte die Position der Tonabnehmer dann ganz einfach durch Aufziehen einer alten Saite und „Abtasten“ nach den beiden Positionen mit dem interessantesten Klang.
Anreißen, ausfräsen, entgraten, Oberflächen machen, montieren – fertig.
Nun kam der große Moment: Verstärker angerissen und Stecker rein!
Hmm…
Brummen tut’s erstmal nicht, also muß ich wohl bei der Erdung der Saiten und des Gehäuses sorgfältig genug vorgegangen sein… Jetzt vorsichtig auf open-g stimmen…
GEIL! Das Teil macht einen Höllenlärm und hat einen richtig satten Sound. Also terrorisiere ich jetzt meine sich fremdschämenden Kinder indem ich abends die gängigsten Riffs einstudiere.
Beste Grüße
Der peinliche Alte 😀
Das ist echte Handarbeit. Respekt!
Die fremdschämenden Kinder – ich weiß ja nicht.
Ich hätte das cool gefunden.
Bin allerdings auch schon 30 Lenze…
… und bastel selbe gern.
Viel Spaß bei der Hausmusik!
Das ist eine wunderbare Arbeit!!! 1 rauf mit Mappe 😉
Jetzt hast du ja noch eine 6ér gebaut, auf der ich sogar schon mal gespielt habe. Und Leute, Ich hab mir eine Gitarre bestellt. Die wird sicher noch geiler!
Gruß Bruder Tobi
Meine Internet Radiosendung Montag: 20.00 – 23.00 Uhr
Wow, klasse Arbeit und mal ein richtig spannendes Projekt!
Dit hasste richtich fein jemacht 🙂
Icke