Allmählich wurde es nun Zeit, das von mir etwas gefürchtete Einziehen des Dachhimmels in Angriff zu nehmen. Doch bevor es damit los gehen konnte, waren erstmal einige Vorarbeiten nötig.
Damals beim Zerlegen fand ich ja unter dem alten Dachhimmel das blanke Grauen vor. Aus diesem Grund wurde alles sandgestrahlt und ich trug nach den Schweißarbeiten als Korrosionsschutz mehrere Lagen Brantho Korrux 3in1 auf. Auch sämtliche Schweißnähte und Überlappungen wurden ordentlich damit geflutet. Als alles abgebunden hatte, kam nochmal reichlich KSD-Kaltfett hinterher. Soviel, daß es draußen teilweise wieder austrat. Egal: Ich wische im Sommer lieber mal etwas austretendes Korrosionsschutzfett ab, als nochmal diesen Arbeitsaufwand zu haben.
Das nächste Thema war nun die Dämmung. Ursprünglich wollte ich nur Armaflex nehmen, aber mir wurde dringend davon abgeraten, auf eine zusätzliche Entdröhnung zu verzichten. So wurden alle größeren Flächen mit selbstklebendem Alubutyl ausgekleidet.
Weil die Dachspanten nicht die Dachhaut berühren (man hatte ab Werk Filz dazwischen geklemmt, den ich rausschmiß) verband ich beides durch einige Kleckse Karosseriedichtmasse im Abstand von jeweils ca. 15cm. Die Wirkung war beeindruckend: Wenn man nun mit der Faust auf’s Dach haut, hört man nur ein trockenes „blob“ statt des vorherigen, lauten Dröhnens.
Für die Wärmedämmung wählte ich 18 mm dickes, selbstklebendes Armaflex. Durch die riesigen Fensterflächen des Busses wird es da drin wahrscheinlich trotzdem nicht besonders lange warm bleiben, aber man tut, was man kann und außerdem wird das Material ja sicher auch seinen Beitrag zum Schallschutz leisten.
Als nächsten Schritt wurden die Holzleisten, an die später der Himmel angetackert wird, sowie die hölzernen Eckspanten und Querleisten angefertigt und eingebaut.
Nun wurde es ernst: Nochmal tief durchatmen und das lange bereitliegende Paket vom Barkaskonsum auspacken. Dort hatte ich den neuen Himmel schneidern lassen.
Als Material hatte ich mich für ein weißes, optisch dem Original sehr nahe kommendes Kunstleder entschieden. Ursprünglich wollte ich, in der Hoffnung, daß es „atmungsaktiv“ ist, perforiertes Kunstleder nehmen. (Das ist das mit den vielen winzigen Löchern, wie es z.B. ab Werk im Barkas war.) Mir wurde davon abgeraten und die Begründung leuchtet auch ein: Durch die Löcher findet praktisch gar kein Luftaustausch statt, aber man schmiert sie beim Reinigen des Himmels schön voll Dreck, der sehr schwer wieder herauszubekommen ist.
Den Metallspanten hatte ich vorher auch einige Lagen Brantho Korrux verpasst und sie sorgfältig in Form gebogen. Hier zahlte sich auch wieder die Beratung vom Barkaskonsum aus: Man muß die Streben unbedingt gleichmäßig wölben und gerade Strecken vermeiden. Die ganze Spannkraft der Streben kommt aus der Wölbung. Ein gerader Blechstreifen hat keine Kraft und wird unter der Last des Himmels durchhängen.
Um erstmal vorsichtig anzufangen zog ich als erstes die schmalen Seitenstreifen links und rechts neben dem Mittelgang ein. Erste Erkenntnis: Die alten Befestigungslöcher der Spanten lassen sich nicht wieder verwenden. Durch die manufakturmäßige Fertigung der Busse ist keine Karosserie wie die andere und das neue Material will anders gespannt werden als das deutlich dünnere Original. Zum Befestigen der Streben nahm ich nicht wieder Treibschrauben, sondern 4er Einnietmuttern, durch die ich ordentlich Konservierungswachs pustete.
Obwohl die Streben an ihren Enden jeweils 2 Löcher haben, wurden sie ab Werk trotzdem nur mit je einer Schraube befestigt. Bei mir bewährte es sich, als erstes eine Strebe im mittleren Bereich des Stück Himmels gerade auszurichten und mit 4 Schrauben zu befestigen. Auf diese Weise kann man beim Straffen des Kunstleders auch mal kräftiger ziehen, ohne die Strebe zu verdrehen. Bei den weiteren Streben ist die Befestigung mit 2 Schrauben sinnvoller, da sie beim Spannen so ein wenig dem Material folgen können.
Beim Spannen ging ich zunächst in Längsrichtung vor. Nachdem das Kunstleder in dieser Richtung straff war und keine Querfalten mehr existierten, wurde im nächsten Schritt in Querrichtung gespannt, der Himmel an der oberen Halteleiste angetackert und im Fensterrahmen mit Himmelkleber verklebt. Kleiner Tipp von mir: den Himmelkleber wirklich nur im Fensterrahmen auftragen und auf keinen Fall den senkrechten Teil des Längsträgers damit bestreichen! Der Himmel wölbt sich ab der Kante des Fensterrahmens vom Träger weg. Wenn er oberhalb der Kante stellenweise am Längsträger klebt sieht das sehr bescheiden aus!
Richtig anstrengend wurde es im Bereich des Fahrerhauses. Wir schrieben den 9. Juli und es waren nur 15°C. Das Kunstleder war entsprechend steif und mußte um enge Radien gespannt werden. Ich mußte tatsächlich im Hochsommer meinen Werkstattofen anheizen und trotzdem noch viel mit dem Haarfön arbeiten. Es kostete mich einen vollen Tag Arbeit, den Himmel Stück für Stück zu straffen und faltenfrei zu bekommen.
Dabei war es auch wichtig, Erfahrung zu gewinnen, in welche Richtung gespannt werden mußte. Klar: Wenn ich 90° zur Richtung einer Falte ziehe, dann sollte sie raus sein. Bei den Wölbungen war dies aber oft nicht so ohne weiteres möglich und ich mußte so manches mal gründlich überlegen, an welcher Stelle ich die Spannkraft einleiten muß, damit sie in der richtigen Ausrichtung an der Falte ankommt.
Nicht zu unterschätzen sind auch die notwendigen Kräfte. Obwohl ich bis zu zwanzig Leimzwingen gleichzeitig im Einsatz hatte, flogen diese an einigen Stellen einfach weg, so daß ich auf Klemmzangen zurückgriff.
Irgendwann war das Fahrerhaus und das Heck fertig. Eine kleine Falte blieb. Sie fällt nicht sehr auf und ich bekam sie partout nicht raus.
Mit den gesammelten Erfahrungen ging der Einbau des Himmels im Hochgang recht problemlos über die Bühne und ich war wirklich sehr erleichtert, als dieser Meilenstein nun genommen war.
Als nächstes standen die Abdeckleisten an. Im Original bestanden sie aus Weißbuche und waren in sämtliche Richtungen verzogen sowie generell unansehnlich. Außerdem war da ja noch die Sache mit dem Hausschwamm im Boden. Also: thermische Entsorgung.
Vor ein paar Jahren habe ich mal einen großen Stapel Pflaumenstammholz vor dem Shreddern(!) gerettet und aufschneiden lassen. Seitdem lag es in meinem Messykabinett sauber aufgestapelt und ist nun wunderbar durchgetrocknet.
Es ist zwar fast etwas dekadent, aber die Entscheidung, dieses Holz zu verwenden, fiel mir nicht besonders schwer. Sämtliche Abdeckleisten und Verkleidungen für die B-Säulen usw. habe ich aus Pflaume angefertigt. Da eine Lackoberfläche, besonders im Auto, fast nur Nachteile hat, wurde alles mit Bienenwachslasur behandelt und ich finde das Finish einfach wunderschön.
Im Wohnwagenfachhandel fand ich dann noch einen farblich passenden Füllkeder und nachdem das Gepäcknetz und die Haltestange aufgearbeitet waren konnte alles montiert werden.
Nun kann die Komplettierung des Busses weiter gehen.